FOTOGRAFIE IN DÜSSELDORF – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

PODIUMSDISKUSSION
2019 | DÜSSELDORF PHOTOWEEKEND | HSD – Hochschule Düsseldorf

Im Rahmen des Düsseldorfer Photoweekend fand eine Podiumsdiskussion in der Alten Kämmerei in Düsseldorf statt, die von Prof. Mareike Foecking moderiert wurde und zu der sie Dr. Felix Krämer, Dr, Rupert Pfab, Martina Sauter, Künstlerin und Meisterschülerin von Thomas Ruff und Moritz Krauth, Künstler und Studierender der Christopher Williams Klasse, einlud. Betrachtet und diskutiert wurde die Entwicklung der Photographie in Düsseldorf beginnend in den siebziger Jahren bis in die Gegenwart. Final wurde die Frage gestellt, warum aktuell das Politische gerade im Kontext mit primär künstlerischen photographischen Arbeiten keine zentrale Rolle einzunehmen scheint.


Zunächst einmal wurden die verschiedenen Positionen, aus denen die Teilnehmer der Podiumsdiksussion diskutierten, erfragt. Dr Felix Krämer ist Direktor des Kunstapalastes und wird dort auch Photographie in Ausstellungen zeigen. Gerade holte er die Sammlung Kicken nach Düsseldorf, was er als deutliches Zeichen der Stadt wertet, der Photographie ein große Bedeutung beizumessen. Er wuchs als Sohn eines Photographen mit der Photographie und einem generellen Verständnis von Bildern auf, welches die Photographie selbstverständlich einschließt und beschäftgte sich in seiner  Dissertation, die unter anderem von dem auch als Photographie Theoretiker bekannt gewordenen Wolfgang Kemp betreut wurde, mit Malerei. Dr. Rupert Pfab dissertierte über die Anfänge der Becher Schüler und deren frühe Arbeiten. Selbstverständlich wurden in dem Kontext auch die Bechers selbst und ihre Arbeiten behandelt. Dabei bermerkte er, daß sich Bernd Becher intensiv für Gebrauchsphotographie und damit verbundene photographische Techniken interessierte und gerade auch angewandte Photographie Ausstellungen besuchte, sich die Bechers aber immer im Kunstkontext sahen und an Künstlern wie zum Beispiel Carl Andre orientierten. In seiner Galerie Arbeit interessiert ihn primär Photographen/innen zu vertreten, die sich konzeptionell mit der Photographie beschäftigen, nicht als abbildendes Medium. Martina Sauter machte zunächst eine photographische Lehre bei einem Photographen, der Ausstellungen von Künstlern und deren Arbeiten photographierte und erlernte so das Handwerk. Als sie an die Kunstakademie kam gab es noch den Einfluss der Bechers in der nun von Thomas Ruff übernommenen Klasse, da es damals noch Studierende der vorherigen Becher Klasse gab. Sie interessiert sich für die Veränderungen  des Umgangs mit dem Medium Photographie gerade auch durch die sich wandelnde Technik. In ihrer eigenen Arbeit fokussiert sie sich auf den Übergang vom Alltäglichen in die Fiktion, sie arbeitet sowohl mit bereits vorhandenen Filmbildern, vorrangig von Alltagsszenen, und fügt eigenen Photographien hinzu. Moritz Krauth studiert aktuell an der Kunstakademie in der Christopher Williams Klasse. Auffallend ist, wie er selbstverständlich verschiedene Medien vermischt, also zum Beispiel bewegtes Bild und photographisches Bild. Dabei nutzt er sowohl digitale Techniken als auch aktuell wieder analoge photographische Techniken. Sein zentrales Interesse gilt zur Zeit der Darstellung des menschlichen Körpers. Er berichtete zudem von der Arbeit in der Williams Klasse als sehr demokratisch zwischen Professor und Studierenden und als intensive Wissenvermittlung von historischen und aktuellen, vor allem auch photographischen, Diskursen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, daß die Bechers immer noch eine große Bedeutung haben, sich aber dennoch viel verändert hat seither und dass es heute schwerer vorstellbar ist, daß sich in einer Zeit, in der Bilder und künstlerische Arbeiten viel schneller zirkulieren, eine ähnliche Situation einer kleinen, eng miteinander arbeiten Gruppe ergeben könnte, die einige Zeit etwas entwickelt, was dann erst später in der Komplexität sichtbar wird. Zudem hat sich das Verständnis photographischer Bilder verändert, sie sind, vor allem im Museum, ein Medium, welches größere und diversere Besucherzahlen anzieht, da durch Smartphones der Zugang zu photographischen Bildern ein selbstverständlicher gegworden ist. Dabei geht es nicht mehr primär um die Abgrenzung von Gebrauchsphotographie und künstlerischer Photographie, sondern mehr darum, welche der betrachteten oder ausgestellten Arbeiten interessante und starke Bilder sind.Dass Düsseldorf als Photostadt international so bekannt geworden ist kann fast als ein Zufall gewertet werden, da eigentlich die Photographie in Köln historisch viel länger und umfangreicher beheimatet war. Die photographischen Techniken und Bearbeitungstechniken, wie Photoshop, werden heute selbstverständlich genutzt, aber nicht mehr so sehr als inhaltliches Thema verhandelt, so wie vielleicht in den Anfängen solcher Technologien, zumal die Photographie immer schon manipulative Techniken nutzte und diese nun vom analogen in das Digitale transferiert wurden, aber eigentlich oft ähnliche Effekte erzielen. An der Kunstakademie sind aktuell bei den Rundgängen vor allem eher marktfähige Arbeiten zu sehen, es gibt erstaunlich wenig Photographie, die gezeigt wird, auch da in der Willimas Klasse eher gemeinschaftliche Portfolios und keine einzelnen Arbeiten gezeigt werden. Zudem fehlen politische Arbeiten, die sich auch auf die Gegenwart beziehen. Darauf verwies auch Katharina Sieverding, die sich in die Diskussion einbrachte und berichtete, daß es vor den Bechers an der Kunstakademie bereits eine Photographie Klasse gab. So ist es interessant zu reflektieren, wie sich die Photographie in Düsseldorf weiterentwickelt hätte, wenn auch diese Klasse weiterbestanden hätte. Bei der abschließenden Frage danach, welche photographischen Bilder in der Zukunft gebraucht werden, wurde keine finale Antwort gegeben, deutlich wurde aber, daß es Bilder braucht, die Positionen beziehen, auch politische.