BLENDED GENERATIONS

2014 | KÖ-Bogen, Haus Hofgarten, Düsseldorf

GROUP EXHIBITION
15. 02 – 16. 04 2014

mit: Georg Herold, Benjamin Houlihan, Liv Schwenk, Harald Klingelhöller, Jörg Gelbke, Henry Staschik, Tal R, Ali Altin, Jochen Goerlach, Taka Kagitomi, Chris Reinecke, Mareike Foecking,  David Lieske, Katharina Sieverding, Pola Sieverding, Pia Stadtbäumer, Max Frisinger, Natalia Stachon

Kuratoren: Dr. Gregor Jansen und Pia Witzmann

Text / Pamela C. Scorzin

MAREIKE FOECKINGs Teilnahme mit dem Beitrag „context is really important to us“ zur Gruppenausstellung BLENDED GENERATIONS in Düsseldorf (KÖ-BOGEN, 15.02. – 16.03.2014) erklärt sich zum einen durch die subjektive Auswahl und Einladung durch CHRIS REINECKE, mit der es generationsübergreifende werkkünstlerische und biographische Gemeinsamkeiten gibt, vielmehr aber auch thematisch durch ihr besonderes persönliches Kunstverständnis im Allgemeinen und das generative Fortführen etablierter fotokünstlerischer Praktiken im Besonderen, die dabei innovativ wie originell weiterentwickelt werden.

Wie Chris Reineckes multi-mediale Arbeiten ist Mareike Foeckings installatives Arrangement aus Fotografien und Text/ Sprache ein multi-modales Wahrnehmungsangebot, das die kritische Auseinandersetzung mit einem aktuellen, medien- bzw. bildtheoretischen, und damit aber immer auch hochaktuellen gesellschaftspolitischen Thema, initiiert und neue Sehweisen provoziert. Formalästhetisch schiebt sich dafür, im doppelten Wortsinne, Foeckings Beitrag sowohl als provisorisches Ergebnis einer langen medientheoretischen Reflexion und intensiven künstlerisch-gestalterischen Recherche als auch als ein prozessual noch offenes, unabgeschlossenes visuelles Statement strategisch in die Generationenausstellung hinein. Er bezieht damit in mehrfacher Hinsicht impromptu Position, die zugleich demonstrativ die Haltung einer jüngeren Generation zur Kunst und ihrer gesellschaftlichen Relevanz neu markiert.

Mareike Foeckings bildlichen Motive und Texte auf Fotopapier setzen dabei nicht nur visuell räumliche Akzente, sondern repräsentieren vielmehr, jeweils unterschiedlich und doch auch beide gleichermaßen, anregende Gedankensplitter zum wechselseitigen Verhältnis und zur wechselvollen Verknüpfung von Realem und Virtuellem, von Wirklichem, Imaginärem und Fiktivem in unserer Zeit.

Sie entwerfen hierbei auch die (Re-)Vision einer Conditio Humana, die gegenwärtig durch die Digitalisierung, Immaterialisierung, Dynamisierung und Globalisierung ihrer Bilder und Texte tiefgreifend und nachhaltig geprägt wird.

Die Ästhetik der hier von Mareike Foecking ausgestellten Fotografien und die Rhetorik der sie ergänzenden Texte zielen dabei nicht nur primär auf den Sehsinn, sondern gerade auch auf das kognitive Verständnis und das reflexive Bewusstsein ihrer Betrachter. Als visuell zunächst Aufmerksamkeit produzierende Denkanstösse stehen sie unmittelbar und nahezu improvisiert, wortwörtlich im Ausstellungsraum. Der appellative Charakter der an einer Raumbarriere befestigten textlichen Botschaften unterstreicht hierbei ihre formale Taktik als (Unter-)Brechung und strategische Intervention. Als flüchtige Agglomeration unterschiedlicher kurzer Statements in einem größeren Kontext scheinen sie dafür bezeichnenderweise sowohl durch die zeitgenössischen professionellen Werbetexte der Konsumkultur als auch durch die sprachlichen Äußerungen einer aktuellen Protestkultur von globalisierten Aktivisten inspiriert zu sein.

Bilder und Worte floaten in Mareike Foeckings visuell forschendem Work in progress nun temporär, und in verschiedenen und nicht abschließbaren, unendlichen Kombinationen und variablen Verknüpfungen miteinander denkbar, als konkret anschauliches Dokument virtueller Bewusstseinsbildung im realem Raum, und spiegeln darin analog den fluiden kollektiven Bewusstseinsprozess virtueller Kommunikationsplattformen, wie sie unser menschliches Denken und Handeln maschinell tief prägend heute das Internet vorgibt.

Bilder und Texte, in einer technologisch vernetzten und globalisierten Kommunikation digitalisiert und fragmentiert zu kontextbefreiten Informationen und Daten, nivelliert Mareike Foecking ebenso gleichermaßen in ihrer Arbeit, die sich als post-medium art ebenfalls einer klaren wie längst überholten formalen Genre-Zuordnung der Kunst entzieht, und vielmehr als eine neue künstlerische Form der visuellen Forschung Thesen für die Rezipienten produziert: In welchen Formen sind Realität und Virtualität heute miteinander verknüpft, und was bedeuten diese neuen Konvergenzen und permanenten Synthesen heute für unsere Wahrnehmung und Erfahrung?!